thumb wilhelm bungert 2Hamburg – Wilhelm Bungert erreichte 1967 als erster deutscher Spieler der Nachkriegszeit das Wimbledonfinale, in dem er in drei Sätzen gegen den Australier John Newcombe verlor. Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre war er der überragende Vertreter des deutschen Tennissports, gewann mehrfach die Deutschen Meisterschaften in allen drei Konkurrenzen und stand mit seinen Mannschaftskameraden Christian Kuhnke, Ingo Buding und Jürgen Faßbender 1970 im Davis Cup Finale in Cleveland, Ohio. Damals siegten die USA mit Arthur Ashe an der Spitze mit 5:0.

Mit Beginn des deutschen Tennisbooms um Boris Becker und Stefanie Graf war der heute 77-Jährige über Jahre hinweg Kapitän des deutschen Davis Cup Teams und wurde später als erster und bislang einziger zu dessen Ehrenkapitän ernannt.

 

DTB: Wenn in diesen Tagen in Wimbledon gespielt wird, wie oft denken Sie dann an Ihren großen Finaleinzug 1967 auf dem „Heiligen Rasen“ gegen John Newcombe?

 

Wilhelm Bungert: „Ich denke oft daran! Das waren Zeiten, die man eigentlich nicht wiederholen kann. Heute geht es leider mehr ums Geld, als bei uns damals. Für uns war es etwas ganz Besonderes, in Wimbledon auf Rasen zu spielen. Um dort gut zu sein, musste man schon ein bisschen Erfahrung haben, sonst war man zu nervös, um den Ball richtig zu treffen. Mir ist es im Endspiel leider auch so gegangen. Ich hatte oft gegen John Newcombe gespielt, aber immer verloren. Im Wimbledon Finale habe ich dann im ersten Satz gleich ein Break gemacht, mit 2:1 geführt und auf einmal gedacht: ‚Mensch, du kannst ja Wimbledon gewinnen.‘ Das war mein großer Fehler, da wurde ich nervös. Dennoch denke ich mit Freude daran zurück. Es war eine tolle Zeit, wir Spieler waren alle richtig gute Freunde, haben fast überall zusammen gespielt, ob in Wimbledon oder bei anderen großen Turnieren. Wir haben uns immer wieder getroffen und sehr viel Spaß zusammen gehabt. Das möchte ich nicht missen.“

 

DTB: Bereits 1963 und 1964 erreichten Sie das Halbfinale in Wimbledon. Was waren Ihre Stärken auf Rasen?

 

Wilhelm Bungert: „Meine Stärke auf Rasen war der Return. Heute kann man so gar nicht mehr spielen, wie ich damals gespielt habe. Ich stand fast zwei Meter im Feld, weil der Aufschlag nicht die Geschwindigkeit hatte wie heute, habe den Ball nur geblockt und ganz kurz hinter das Netz zurückgebracht. Die wenigsten Spieler konnten damit etwas anfangen. Ich habe mit viel Einsatz des Handgelenks gespielt und dadurch den Ball sehr gut dirigiert – das ist heute nicht mehr möglich.“

 

DTB: Zu Ihrer Zeit waren Sie der einzige Spieler in Deutschland, der die Vorhand „überrissen“ spielte. Den heutigen Begriff für diesen Schlag, den Topspin, gab es damals noch nicht. Wie sind Sie zu diesem Schlag gekommen?

 

Wilhelm Bungert: „Auf den Schlag bin ich gekommen, nachdem mein alter Davis Cup Kumpel Jiří Javorský aus der Tschechoslowakei diesen Ball mal gespielt hat. Ich fand das sehr effektiv und habe versucht, das auch so zu machen – was mir ganz gut gelang, weil ich aus dem Handgelenk spielen konnte. Die Zuschauer haben häufig schon gestöhnt, wenn ich dazu angesetzt habe, weil sie dachten, dass der Ball ins Aus geht. Bei mir ging er aber meistens rein. Dieser Schlag hat mir etliche Punkte eingebracht. Jiří ist inzwischen leider verstorben, aber ich habe noch Kontakt zu seinem Sohn, was mich sehr freut.“

 

DTB: Spüren Sie mit den aktuellen Erfolgen der deutschen Spielerinnen und Spieler wieder ein gesteigertes Interesse am Tennissport?

 

Wilhelm Bungert: „Im deutschen Tennis sind die positiven Ansätze nicht zu übersehen. Wir benötigen sicher noch zwei Jahre zum großen Boom, der bei diesen aktuellen Erfolgen aber wieder kommen wird. Ich habe hier in Hochdahl bei Düsseldorf eine große Anlage mit sechs Hallen- und neun Außenplätzen und merke schon, dass speziell im Winter unheimlich viel Betrieb ist. Mein persönliches Interesse am Tennissport ist nach wie vor groß. Wobei ich sagen muss, dass die Spiele früher interessanter waren. Heute wird nur noch drauf gehauen und die Technik ist nicht mehr der entscheidende Punkt. Früher war es die Technik, heute gibt es nur Tempo, Tempo, Tempo und vor allem Kondition. Letztere bestaune ich bei den aktuellen Spielern immer wieder!“

 

 

 

 

 


Unsere Premium-Partner

 

Dunlop

KSwiss.jpg

Slinger Logo Black


 arag_logo.png

 

 

 Generali