Interview mit den neuen DTB-Geschäftsführern

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Peter Mayer (l.) und Simon Papendorf 

 

 

mybigpoint interviewte Peter Mayer und Simon Papendorf: 

Im großen Doppel-Interview geben die beiden neuen DTB Geschäftsführer Peter Mayer und Simon Papendorf spannende Einblicke in den größten Tennisverband der Welt. Sie informieren dabei u.a. über Strukturen, Verbesserungspotential und zukünftige Aufgaben.

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In der hauptamtlichen Führung des Deutschen Tennis Bundes gibt es eine neue Doppelspitze. Seit Anfang Juli verantwortet Peter Mayer als Geschäftsführer u.a. die Bereiche Strategie, Verbandsentwicklung und Finanzen, Simon Papendorf ist in gleicher Funktion für Marketing, Sales und Kommunikation zuständig. Gemeinsam decken sie das Themenfeld Digitalisierung ab. Mayer gilt als einer der führenden Köpfe im deutschen Tennissport, war 25  Jahre lang beim Bayerischen Tennis-Verband aktiv, davon die letzten 16 Jahre als Geschäftsführer. Papendorf kommt vom TÜV Rheinland, wo er seit 2017 als Senior Director Sports and Entertainment fungierte. Zuvor war der gebürtige Berliner mehr als zehn Jahre lang für das Forschungs- und Beratungsunternehmen Nielsen Sports in leitender Funktion tätig. Sowohl Mayer als auch Papendorf sind gemeinsam mit Hans Hauska Geschäftsführer der Tennis Deutschland Service GmbH (TDS), die mybigpoint betreibt.

Herr Mayer, was schätzen Sie am meisten an Ihrem neuen Kollegen Simon Papendorf?

Mayer: Neben seiner ausgewiesenen Tenniskompetenz vor allem seine Innovationsfähigkeit und seinen unternehmerischen Geist. Simon kommt sehr gut im DTB-Team und in der Tennisstruktur an.

Und Sie, Herr Papendorf, welche Stärken zeichnen Herrn Mayer aus?

Papendorf: Ich bin wahnsinnig dankbar dafür, wie Peter diese ganzen verbandsinternen, organisatorischen und strukturellen Themen ‚wegflext‘. Wir ergänzen uns hervorragend, es gibt keine Eitelkeiten und kein Kompetenzgerangel. Man kann mit ihm offen und ehrlich diskutieren und eigene Impulse setzen.  

Und welche Attribute verleihen Sie dem Deutschen Tennis Bund?

Papendorf: Er ist kunterbunt …

Mayer: Da muss man wirklich sehr stark differenzieren, weil es eine Bandbreite an guten und nicht so guten Themen gibt.

Was wollen Sie möglichst rasch verbessern?

Mayer: Wir müssen professionellere Strukturen schaffen und dafür sorgen, dass ein Rad ins andere greift. Zudem beschäftigen wir uns zu oft und intensiv mit uns selbst. Das darf uns nicht davon ablenken, in Richtung Vereine und Spieler zu denken. Wir müssen eine deutlich höhere Fokussierung in Richtung unserer Anspruchsgruppen herstellen.

Sie haben die ersten 100 Tage als DTB-Geschäftsführer schon hinter sich, Herr Mayer. Wodurch waren die ersten Monate sonst geprägt?

Mayer: Von einer hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Präsidium und dem gesamten hauptamtlichen Team. Wir wurden von allen sehr positiv aufgenommen, da spreche ich für uns beide.

Was war Ihr erster Eindruck, Herr Papendorf?

Papendorf: Wir müssen beim DTB ein anderes Selbstverständnis bekommen. Nach außen haben wir uns häufig unter Wert verkauft. Wir sind der größte Tennisverband der Welt und die Nummer 3 der Sportfachverbände in Deutschland – da kann man schon stolz sein und mit etwas breiterer Brust voran marschieren. Und wir brauchen ein anderes Selbstverständnis für unsere Servicefunktionen nach innen. Wir müssen Nutzen schaffen und Informationen liefern in einer Form, dass jeder sie verarbeiten kann. Das gilt für nahezu alle Geschäftsbereiche.

Grundsätzlich erlebt der Tennissport hierzulande eine Art Aufbruchsstimmung – Mitgliederzuwachs in vielen  Landesverbänden, der Olympiasieg von Alexander Zverev. Wie kann der DTB das nutzen?

Mayer: In dem wir unsere Vereine inhaltlich stärken und zu einem stärkeren Selbstbewusstsein am Freizeitmarkt verhelfen. Simon hat Recht, der Tennissport muss sich nicht verstecken. Wir haben sehr gute Leute und Know-how in der Struktur, aber wir müssen unsere Themen besser auf die Straße bringen.

Welches sind denn die großen Kernthemen, mit denen sich der DTB beschäftigen muss?

Papendorf: Jeder Geschäftsbereich hat drei, vier Fokusthemen und wir müssen alle voranbringen. Das fängt bei der Sportentwicklung an, geht über die Trainerausbildung bis zur Vermarktung. Am Ende muss alles darauf einzahlen, dass wir Tennis größer machen. Tennis muss noch beliebter werden, muss noch mehr gespielt werden. Entsprechend machen wir uns Gedanken, wie wir unsere Dachkampagnen ausrichten können, um die relevanten Zielgruppen anzusprechen. Und diese sind sehr vielseitig, von der Gewinnung von Trainern über junge Familien in Tennisvereinen, bis hin zu den Best Agern. Die Bedeutung des Tennissports in der Gesellschaft – dies sichtbar zu machen, ist eines der zentralen Themen überhaupt.

Ein zentraler Bereich ist auch die Digitalisierung, für die u.a. auch mybigpoint steht. Was ist in diesem großen Themenfeld zu erwarten?

Mayer: Was wir mit mybigpoint für den Spieler begonnen haben, muss in einer völlig vernetzten Tennisstruktur aufgehen. Wir stehen hier nicht am Anfang, aber es gibt noch einiges zu tun und wir sind gefordert, in den kommenden ein, zwei Jahren zu liefern. Denn auch die Monetarisierung und damit einhergehende Handlungsfähigkeit der Verbandsstrukturen hängt davon maßgeblich ab.

Mit mybigpoint als wesentlichem Baustein?

Mayer: Ja, aber wir müssen noch eine Ebene höher gehen. Wir haben die URL tennis.de zur Verfügung und ein Grundlagenkonzept für die Digitalisierung vorliegen. Die Umsetzung, die wir jetzt angehen, wird ein spannender Prozess.

Papendorf: In diesem Kontext ist die Kundenzentrierung total spannend. Wir müssen in der Vermarktung, in der Kommunikation, in der Digitalisierung wahnsinnig schnell auf neue Impulse reagieren. Interaktion, User Generated Content, TikTok oder Twitch – wie gestaltet sich in Zukunft die Kommunikation? Und sind wir in der Lage, mit den gegebenen Ressourcen die diversen Plattformen zu bespielen und neue Zielgruppen zu erreichen? Hier müssen wir uns immer wieder die Frage stellen, ob wir überhaupt richtig kommunizieren.

Ist Tennis als Sport überhaupt modern und cool aufgestellt? Oder müsste man nicht, zum Beispiel im Mannschaftswettspielbetrieb, am Format feilen?

Mayer: Ob Leistungsklassen, Ranglisten oder Ligenstruktur – wir sind ständig dabei, an diesen Produkten zu feilen, weil der Freizeitmarkt entsprechend Druck ausübt. Acht Stunden in einer Sechsermannschaft den Sonntag zu verbringen – ob das zeitgemäß ist oder alternative Angebote vorgelegt werden sollen, hinterfragen wir natürlich. Einige Landesverbände haben mit neuen Formaten gute Erfahrungen gesammelt. Wettbewerbsstrukturen unter der Woche, digitale Strukturen wie Wingfield-Matches, die völlig zeitunabhängig gespielt werden können, andere Zählweisen – hier müssen wir bereit sein, neu zu denken und uns zu bewegen.

Papendorf:  Tradition trifft Moderne – das ist unsere Herausforderung! Jeder von uns, der Verbandsspiele bestreitet, liebt doch genau das Bewährte. Für mich ist Tennis ein Mannschaftssport, deswegen mag ich auch den Slogan ‚Tennis ist Team‘. Ich habe es genossen, Sonntagfrüh um zehn nach acht den Morgentau zu spüren, bevor ich mit dem Auto zum Verbandsspiel gefahren bin. Dieses Abhängen in jungen Jahren mit der Jugendmannschaft, später mit den Herren, die Begleitung der Freunde, die Unterstützung auf dem Platz – das hast du alles doch nur, weil du einen ganzen Tag mit deinen Freunden verbringst. Eigentlich möchte man sich nicht von all diesem trennen. Aber wie bekommen wir dies mit dem restlichen Leben, mit der Familie in Einklang? Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen. Und das ist der Grund, warum das Thema Vereinsleben eine andere Dimension hat. Fast jedes Mitglied kommt mit dem Mannschaftssport in Berührung – und diesen nun anders zu gestalten, ist ein Spannungsfeld, das ganz behutsam angegangen werden muss.

Über Spitzensport und Talentförderung haben wir noch gar nicht gesprochen …

Mayer: Stimmt, und auch da gibt es sehr viele spannende Themen. Zum Beispiel, wie wir die Lücke zu den absoluten Topstars wie Alexander Zverev schließen können. Das betrifft die Schulsituation unserer Nachwuchsspieler. Wir müssen hier neue Grundlagen schaffen, damit unsere Toptalente im Profisport erfolgreich Fuß fassen können. Davon sind wir mit den jetzigen Schulsystemen in Deutschland weit entfernt.

Papendorf: Oder denken wir an die Tennis-Bundesligen. Diese Liga haben wir in der Organisation genauso behandelt, wie irgendeine andere Liga im Wettspielbetrieb. Wir müssen seitens des Deutschen Tennis Bundes bezüglich Vermarktung und Kommunikation der Tennis-Bundesliga viel mehr Gas geben und uns gegenseitig mehr Vertrauen schenken, mit den Bundesligavereinen enger zusammenarbeiten und die Medialisierung gemeinsam vorantreiben. So können wir unseren Sport mit dem Aushängeschild des deutschen Tennis stärker emotionalisieren.

Es gäbe noch jede Menge anderer Themen, die ich noch gerne mir Ihnen klären würde. Lassen Sie uns in einem Jahr wieder zusammensetzen. Welche Überschrift würden Sie dann gerne über dem Interview lesen?

Mayer: ‚Die Vereine nehmen den DTB als Dienstleister und Ideengeber wahr‘.

Papendorf: ‚Einmal resetten bitte‘ (lacht).

 

eingestellt am 5. Novmeber 2021 

 


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