„Ich möchte mir neue Ziele stecken“

Nach elf Jahren auf der Profitour sagt Julian Reister jetzt „Tschüss“: Im Alter von 30 Jahren hat der Hamburger seine aktive Tenniskarriere beendet und sich mit einem emotionalen Brief verabschiedet. Im Interview spricht der ehemalige Weltranglisten-83. über seine prägendsten Erlebnisse und erzählt, was er für sein Leben abseits des Profisports geplant hat.

 

DTB: Herr Reister, Sie haben Ihren Abschied von der Profikarriere in einem sehr bewegenden Brief bekannt gegeben. Wie ist Ihnen die Idee dazu gekommen? Warum haben Sie diese Form gewählt?

 

 

Julian Reister: „Ich habe mich mit meinem Bruder Benjamin zusammengesetzt, der neben seinem Hauptjob im PR-Bereich auch für die Internetplattform Playery schreibt, die er in seiner Freizeit aufgebaut hat. Gemeinsam haben wir uns überlegt, wie ich meinen Abschied vom Profitennis bekannt geben könnte. Uns kam dann die Idee, einen Brief an den Tennissport zu schreiben. So konnte ich am besten schildern, wie ich mich gerade fühle und was mich bewegt. Es war mir sehr wichtig, einen persönlichen, ehrlichen und emotionalen Text zu verfassen und nicht mit Phrasen um mich zu werfen, wie man sie im Sportlerbereich so oft hört."

 

DTB: Haben Sie die vielen positiven Reaktionen überrascht?

 

Julian Reister: „Ja, total! Ich hätte nicht gedacht, dass mein Brief solche Reaktionen auslöst und war anfangs etwas verwundert. Es gab aber fast ausschließlich positives Feedback, was mich natürlich sehr freut. Ich musste mein Handy an einem Tag zweimal komplett neu aufladen, weil ich so viele Nachrichten und Anrufe bekommen habe. Mich haben viele Spieler und Freunde angesprochen, aber auch Personen, die ich gar nicht persönlich kenne, und erzählt, wie emotional berührt sie von meinem Text sind."

 

DTB: Sie sprechen in Ihrem Brief von der Liebe zum Tennissport. Schildern Sie uns bitte den emotionalsten Moment Ihrer Karriere!

 

Julian Reister: „Spontan fällt mir da sofort der Moment ein, als ich das erste Mal unter den Top 100 der Welt stand. Die Top 100 sind, glaube ich, für jeden Tennisspieler eine magische Grenze und es war schon als Kind mein großes Ziel, diese Zahl zu knacken. Als es dann soweit war, habe ich mich natürlich unglaublich gefühlt! Aber auch mein Match gegen Roger Federer bei den French Open 2010 wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Ich hatte mich durch die Qualifikation gespielt und dann sogar die dritte Runde erreicht. Das waren zwei wahnsinnige Wochen in Paris. Ein Highlight war auch immer mein Heimturnier am Hamburger Rothenbaum. Als Kind bin ich selbst oft ins Stadion an der Hallerstraße gegangen und habe davon geträumt, einmal auf dem Center Court zu spielen – und so war es natürlich ein emotionales Erlebnis, dann wirklich vor dem Hamburger Publikum aufzuschlagen.“

 

 

DTB: Sie denken darüber nach, eine Tennis-Akademie zu gründen. Besitzen Sie bereits einen Trainerschein?

 

Julian Reister: „Einen Trainerschein habe ich noch nicht, das werde ich aber in nächster Zeit nachholen. Ich führe derzeit Gespräche, in welche Richtung die Tennis-Akademie aufgebaut werden könnte. Während meiner Karriere hat mir in Hamburg eine Trainingsmöglichkeit für Profispieler und angehende Profis gefehlt. Deshalb bin ich gerade am Überlegen, wie man das ändern könnte und möchte versuchen, in der Stadt eine entsprechende Institution aufzubauen.“

 

DTB: Wie wichtig ist es für Sie, die Schüler auch außerhalb des Platzes zu betreuen, um sie auf die Schwierigkeiten der Tour vorzubereiten?

 

Julian Reister: „Das liegt mir sehr am Herzen, eben weil ich selbst am Anfang meiner Karriere einige Fehler gemacht habe, die mich viel Zeit und Geld gekostet haben. Ich beobachte auch heute noch bei einigen Spielerinnen und Spielern, dass sie beispielsweise falsch trainieren oder ihren Turnierkalender nicht gut planen, sich dessen aber nicht bewusst sind. Als Konsequenz wundern sie sich, warum gewisse Sachen nicht funktionieren und brechen ihre Karriere frühzeitig ab. Hier würde ich gerne meine Erfahrungen einsetzen und an die Nachwuchsspieler weitergeben.“

 

DTB: Abseits der Tennis-Akademie – haben Sie schon andere Ideen und Pläne, die Sie in Zukunft verfolgen möchten?

 

Julian Reister: „Noch nicht konkret. Ich habe schon viele Anfragen von Leuten bekommen, die ich während meiner Zeit auf der Tour kennengelernt habe. Im Moment bin ich aber noch dabei, mich zu orientieren. Das ist einerseits sehr schön, andererseits aber auch komplett ungewohnt, weil ich bis jetzt immer das eine Ziel hatte: im Tennis erfolgreich sein. Dieser Lebensabschnitt ist nun vorbei und jetzt muss und möchte ich mir neue Ziele stecken. Dabei würde ich am liebsten in Hamburg bleiben und es müsste schon ein unglaubliches Angebot kommen, um mich hier wegzulocken.“

 

 

 

 

 

 

 


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