Frank Intert 11Dr. Frank Intert kritisiert den Entscheidungsprozess.

Hamburg/Kiel.  Der Deutsche Tennis Bund (DTB) hat in der Frage um die Lizenzvergabe für die Ausrichtung des ATP 500er-Turniers am Hamburger Rothenbaum ab 2019 eine richtungsweisende Entscheidung getroffen. Im Rahmen der Präsidiumssitzung in Frankfurt wurde einstimmig entschieden, dass der DTB ab sofort Vertragsverhandlungen mit Peter-Michael Reichel führen wird. Gemäß der Satzung des DTB wurde der Bundesausschuss, der sich aus den Präsidenten der 18 Mitgliedsverbände zusammensetzt, umfassend über die Entscheidungsgründe informiert. Die anschließende satzungsnotwendige Zustimmung des Bundesausschusses ergab ein klares Votum für die Entscheidung des Präsidiums. Scharfe Kritik an der Entscheidung übte SH-Verbandspräsident Dr. Frank Intert gegenüber den Medien (Hamburger Abendblatt):

"Ich sehe deutliche Defizite im Umgang mit der Ausschreibung. Gewichtung und Bewertung der einzelnen Positionen waren nicht gewährleistet, insgesamt war das unprofessionell und intransparent", sagte er. Als Stich-Befürworter könne er nicht verstehen, "dass der Bonus, den ihm das DTB-Präsidium im Falle nahezu identischer Angebote zugesichert hatte, keine Rolle gespielt hat".

„Wir haben in den vergangenen Monaten alle uns vorliegenden Angebote detailliert analysiert. Am Ende haben wir uns für jenes entschieden, das dem DTB nach Bewertung aller Kriterien das beste Gesamtpaket garantiert“, sagt Ulrich Klaus, Präsident des Deutschen Tennis Bundes, und ergänzt: „Das Angebot von Herrn Reichel verspricht für den Verband neben den deutlich verbesserten Konditionen gegenüber der aktuellen Situation auch interessante und zukunftsweisende Optionen für die Turnierlandschaft in Deutschland.“

Die Standortfrage für die künftige Ausrichtung der Veranstaltung bleibt zunächst offen. „Das Turnier ist seit weit mehr als 100 Jahren in Hamburg verwurzelt und vor allem für die Tennisfans in Norddeutschland ein echtes Highlight. Allerdings: Die Stadt Hamburg muss sich bewegen und für die Ausrichtung des Turniers einen entscheidenden Anteil zu einer vollständig intakten Anlage beitragen. Eine Renovierung des Daches ist unerlässlich. Sollte eine umfangreiche Unterstützung der Stadt nicht sichergestellt werden, müssten wir auch für alternative Standorte offen sein“, sagt Klaus.

Peter-Michael Reichel hatte dem DTB in der Standortfrage bei Abgabe seines Angebotes Flexibilität signalisiert. Der Österreicher (64) ist bereits Lizenzinhaber und Turnierveranstalter der Damenevents in Nürnberg und Linz. Zudem sitzt er im „Board of Directors“ der WTA und wurde im vergangenen Jahr zum Chairman aller weltweiten Damenturniere gewählt.

 

Medienecho:

 

N24

Im allerbesten Einvernehmen dürfte die Angelegenheit wie im DTB üblich nicht über die Bühne gegangen sein, denn Stich selbst formulierte zunächst gar nichts. Noch am Donnerstag hatte der Wimbledonsieger von 1991 sein Angebot nachgebessert und lag damit finanziell auf einer Ebene mit Reichel.

Insgesamt 2,5 Millionen Euro für die Turniere von 2019 bis 2023 war Stich bereit zu zahlen, den Zuschlag bekam er dennoch nicht. Er bitte um Verständnis, dass er so kurz nach der Entscheidung nichts sagen wolle, teilte Stich auf Anfrage mit: „Ich muss erst alle Informationen haben, um mir ein Bild zu machen.“

Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein sagte dazu am Sonntag, dass die Stadt Hamburg bereit sei, das ATP-Tennisturnier weiter zu unterstützen. Allerdings nicht um jeden Preis. „Wir wollen mit allen Beteiligten vernünftig sprechen, damit das Turnier am Rothenbaum eine Zukunft hat. Allerdings sollte niemand glauben, dass sich die Stadt unter Druck setzen lässt“, sagte Holstein.

Die Stadt müsste dann allerdings auch begründen können, warum diese höhere Unterstützung nicht auch für Lokalmatador Michael Stich möglich gewesen ist. Dieser hatte immer wieder dahin gehende Forderungen gestellt und nur mit großem persönlichen Einsatz das einst so glanzvolle Turnier am Leben gehalten. Zuletzt gab es auch Pläne für eine Verkleinerung des Stadions, die aber noch diskutiert werden.

Offen ist auch die Frage nach dem künftigen Turnierdirektor. Anders als Stich dürfte Reichel sich auf die Position des Ausrichters zurückziehen – und möglicherweise Stich den Job anbieten. Sollte der ablehnen, könnte durchaus der größte Name im deutschen    Tennis ins Spiel kommen: Und Boris Becker, Head of Men’s Tennis im DTB, würde vermutlich nicht Nein sagen.

Saarbrücker Zeitung

Der neue Lizenzinhaber schwieg zunächst auch. Der 64-jährige Reichel ist ein großer Geschäftsmann – nicht nur im Tennis. Die von seiner Tochter Sandra geführte RBG Reichel Business Group GmbH vermarktet Großereignisse in Kultur und Wirtschaft, die WTA-Turniere in Linz und Bad Gastein in Österreich sowie den Nürnberger Versicherungscup, bei dem Sandra Reichel Turnierdirektorin ist. Zudem ist Peter-Michael Reichel Europa-Chairman der Spielerinnen-Vereinigung WTA – er könnte dem DTB mühelos eine Lizenz für ein weiteres Damenturnier besorgen.

Die Stadt Hamburg, die zurzeit 100 000 Euro jährlich zum Turnier beisteuert, müsse sich bewegen „und für die Ausrichtung des Turniers einen entscheidenden Anteil zu einer vollständig intakten Anlage beitragen“, sagte Klaus: „Sollte eine umfangreiche Unterstützung der Stadt nicht sichergestellt werden, müssten wir auch für alternative Standorte offen sein.“

 

NDR.de

2018 werden die Tennis-Fans in Hamburg auf jeden Fall noch einmal ein Turnier am Rothenbaum zu sehen bekommen. Was ab 2019 mit der Traditionsveranstaltung passiert, ist vollkommen offen. Klar ist, dass der Deutsche Tennis Bund (DTB) gravierende Forderungen an die Stadt Hamburg stellt. Diese teilte daraufhin am Sonntag mit, dass sie das Turnier weiter unterstützen wolle, allerdings nicht um jeden Preis.

 

Hamburger Abendblatt

Der Bundesausschuss (BA), in dem Vertreter aller 18 Landesverbände sitzen, hatte am Sonnabend in Frankfurt am Main mit der erforderlichen einfachen Mehrheit diese Entscheidung mitgetragen und somit den Weg frei gemacht für Vertragsverhandlungen mit Reichel. Laut diesem sollen die Verhandlungen "nur noch Formsache" sein.

Die Richtung, in die diese Entscheidung weist, lässt nach Gesprächen mit diversen Beteiligten befürchten: weg von Hamburg. Die Schärfe, mit der sich DTB-Präsident Ulrich Klaus zitieren ließ, kommt einer Erpressung nah. "Die Stadt muss sich bewegen und für die Ausrichtung des Turniers einen entscheidenden Anteil zu einer vollständig intakten Anlage beitragen. Eine Renovierung des Daches ist unerlässlich. Sollte eine umfangreiche Unterstützung der Stadt nicht sichergestellt werden, müssten wir für alternative Standorte offen sein", sagte Klaus.

Im Klartext: Sollte die Stadt das marode Faltdach über dem Centre-Court, das seit 1997 einen wetterunabhängigen Spielbetrieb garantiert, nicht auf ihre Kosten erneuern lassen, denkt der Verband über andere Ausrichterstädte nach. Dass der DTB seiner vertraglichen Pflicht zur Instandhaltung des Stadions, das dem Club an der Alster als Inhaber des Erbbaurechts bis 2049 gehört und für das der Verband ein Nutzungsrecht besitzt, seit Jahren nicht nachkommt – darüber steht kein Wort in der Mitteilung.

Die Diskussion um das Dach ist insofern irritierend, als der Club an der Alster im Rahmen umfangreicher Umbaumaßnahmen der Anlage den Abriss des mit 13.200 Zuschauerplätzen überdimensionierten Stadions plant. Dieses soll durch eine Multifunktionsarena mit 7500 Plätzen ersetzt werden. Die Stadt unterstützt diese Pläne, der DTB will ihnen, wie Vizepräsident Dirk Hordorff kürzlich klarstellte, auf keinen Fall zustimmen. Für Anfang Oktober sind Gespräche zwischen Stadt und DTB anberaumt.

Die Standortfrage ist indes nicht die einzige Ungereimtheit im Bieterprozess, die für Verdruss bei Teilen des Bundesausschusses sorgte. Matthias von Rönn, Präsident des Hamburger Verbands, erklärte, dass er einerseits gegen die Pläne des Präsidiums gestimmt habe, weil es die Standortfrage offengelassen hat. "Andererseits hätte ich mir eine zweite Verhandlungsrunde gewünscht, in der die Bieter ihre Angebote hätten erläutern können. Die wesentlichen Eckdaten sind zwar vorgelegt worden, man hätte sie aber noch vergleichbarer darstellen müssen."

 

 

 


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