Kiel. Anfang Mai beginnt wieder die Punktspielsaison. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir die "Empfehlung für das Spiel ohne Schiedsrichter" (ITF-Regelung). Außerdem fügen wir noch eine pdf-datei mit den ITF-Regeln bei. Tennisregeln_der_ITF.pdf
Wenn bei Tennis-Veranstaltungen (Turnieren, Mannschaftswettkämpfen) im Verantwortungsbereich
des DTB oder eines seiner Verbände Wettspiele ohne Stuhlschiedsrichter
durchgeführt werden, gelten die nachfolgenden grundlegenden Verfahrensweisen,
die entsprechenden Regelungen der ITF angepasst sind.
Es ist durch Aushang und/oder anderweitige schriftliche Information sicherzustellen, dass diese Richtlinien allgemein bekannt sind.
RICHTLINIEN FÜR SPIELER
Alle Spieler haben die folgenden Grundsätze zu beachten, wenn sie ein Match ohne
Stuhlschiedsrichter bestreiten:
– Jeder Spieler ist für Tatsachenentscheidungen auf seiner Seite zuständig.
– Alle »Aus«- oder »Fehler«-Rufe müssen unmittelbar, nachdem der Ball aufgesprungen
ist, erfolgen und zwar so laut, dass der Gegner es hören kann.
– Im Zweifelsfall muss der Spieler zugunsten seines Gegners entscheiden.
– Ruft ein Spieler irrtümlich einen Ball »aus« und bemerkt dann, dass der Ball gut war,
wird der Punkt wiederholt, es sei denn, dass es sich um einen Schlag zum Punktgewinn
gehandelt hat. (Der Gegner erhält dann automatisch den Punkt!)
– Der Aufschläger soll vor jedem ersten Aufschlag den Punktestand deutlich hörbar
für seinen Gegner ansagen.
– Ist ein Spieler mit dem Verhalten oder den Entscheidungen seines Gegners nicht
einverstanden, ruft er den Oberschiedsrichter (oder Assistenten).
Für Spiele auf Ascheplätzen gelten die nachfolgenden zusätzlichen Verfahrensweisen,
die alle Spieler befolgen sollten:
– Der Ballabdruck kann nach dem Schlag zum Punktgewinn oder, wenn das Spiel
unterbrochen ist, kontrolliert werden (ein Reflex-Rückschlag ist erlaubt).
– Zweifelt ein Spieler die Entscheidung seines Gegners an, darf er ihn bitten, ihm den
Ballabdruck zu zeigen. Um den Ballabdruck anzuschauen, darf er die Spielhälfte
des Gegners betreten.
– Verwischt ein Spieler den Ballabdruck, erhält sein Gegner den Punkt.
– Gibt es Meinungsverschiedenheiten über den Ballabdruck, kann der Oberschiedsrichter
(oder Assistent) gerufen werden. Dieser trifft eine endgültige Entscheidung.
– Ruft der Spieler fälschlicherweise einen Ball »aus« und stellt dann fest, dass der Ball
gut war, verliert er den Punkt.
Spieler, die diese Verfahrensweisen nicht fair einhalten, werden wegen Behinderung
oder unsportlichen Verhaltens nach dem Verhaltenskodex bestraft.
Alle Fragen zu diesen Verfahrensweisen sollten dem Supervisor/Oberschiedsrichter
gestellt werden.
RICHTLINIEN FÜR OBERSCHIEDSRICHTER
Beim Spiel ohne Schiedsrichter können einige Probleme auftreten durch unterschiedliche
Meinungen der Spieler über Tatsachenentscheidungen oder Regelauslegungen.
Daher ist es sehr wichtig, dass der Oberschiedsrichter (und die Assistenten) so häufig
wie möglich von Platz zu Platz geht. Die Spieler schätzen es, beim Auftreten von Problemen
einen Offiziellen schnell zu Rate ziehen zu können. Oberschiedsrichter (oder
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Assistenten) sollten sich an die nachfolgenden Richtlinien halten, um derartige Situationen
zu bewältigen:
Linienball (gilt für Spiele, die nicht auf Asche ausgetragen werden)
Wird der Oberschiedsrichter (oder Assistent), der das Spiel nicht selbst beobachtet hat,
wegen einer Linienballentscheidung zum Platz gerufen, sollte er den Spieler, der die
Entscheidung auf seiner Seite getroffen hat, fragen, ob er seiner Entscheidung sicher
ist. Bestätigt der Spieler dies, ist der Punkt damit entschieden.
Wenn es als sinnvoll erscheint, das Spiel von einem Schiedsrichter weiterführen zu lassen,
hat der Oberschiedsrichter zu versuchen, einen Stuhlschiedsrichter zu finden, der
alle Aufgaben übernimmt und für die Linienentscheidungen zuständig ist. Ist dies nicht
möglich (z. B. steht kein erfahrener Stuhlschiedsrichter zur Verfügung oder kein
Schiedsrichterstuhl), hat der Oberschiedsrichter (oder Assistent) die Möglichkeit, auf
dem Platz zu bleiben, um den Fortgang des Spieles zu beobachten. Er sollte dann die
Spieler darauf hinweisen, dass er alle offensichtlich verkehrten Entscheidungen der
Spieler korrigieren wird.
Ist der Oberschiedsrichter (oder Assistent) nicht auf dem Platz, aber sieht zufällig, wie
ein Spieler eine eklatant verkehrte Entscheidung trifft, kann er auf das Spielfeld gehen
und dem Spieler mitteilen, dass die falsche Entscheidung eine unabsichtliche Behinderung
gegenüber seinem Gegner war, und dass der Punkt zu wiederholen ist.
Der Oberschiedsrichter (oder Assistent) muss dem betroffenen Spieler auch mitteilen,
dass jede weitere offensichtlich verkehrte Entscheidung als absichtliche Behinderung
angesehen werden könnte und dass in diesem Fall der Spieler den Punkt verlieren
würde. Zusätzlich kann der Oberschiedsrichter (oder Assistent) eine Kodex-Verletzung
wegen unsportlichen Verhaltens aussprechen, wenn er sich sicher ist, dass der Spieler
offensichtlich eine verkehrte Entscheidung trifft.
Oberschiedsrichter (und Assistenten) sollen stets darauf achten, sich nur in Spiele einzumischen,
wenn es gewünscht oder nötig ist und auch die Behinderungs-Regel nur
auf knappe Bälle anwenden, die fälschlicherweise »aus« gerufen wurden.
Bevor der Oberschiedsrichter auf Behinderung entscheidet, muss er absolut sicher
sein, dass eine absolut falsche Entscheidung vorliegt.
Ballabdruck (gilt nur für Asche-Plätze)
Wird der Oberschiedsrichter (oder Assistent) auf den Platz gerufen, um einen Streit
über einen Ballabdruck zu schlichten, sollte er zunächst herausfinden, ob die Spieler
sich über den Ballabdruck einig sind.
Sind sich die Spieler zwar einig, um welchen Abdruck es sich handelt, aber interpretieren
diesen unterschiedlich, entscheidet der Oberschiedsrichter (oder Assistent) endgültig,
ob der Ball gut war oder nicht.
Sind sich die Spieler nicht einig, um welchen Abdruck es sich handelt, sollte der Oberschiedsrichter
(oder Assistent) die Spieler fragen, was für ein Schlag gespielt wurde
und in welche Richtung der Ball geschlagen wurde. Dies hilft ihm möglicherweise, den
richtigen Ballabdruck festzustellen. Falls diese Informationen nicht hilfreich sind, gilt die
Entscheidung des Spielers, auf dessen Hälfte sich der Abdruck befindet.
Spielstand-Diskussion
Wird der Oberschiedsrichter (oder Assistent) auf den Platz gerufen, um einen Streit
über den Spielstand zu schlichten, sollte er zusammen mit den Spielern die relevanten
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Punkte oder Spiele nachvollziehen, über welche sie sich einig sind. Alle Punkte oder
Spiele, über die sich die Spieler einig sind, bleiben bestehen und nur jene, die strittig
sind, werden wiederholt.
Zum Beispiel:
Ein Spieler behauptet, der Spielstand sei 40:30, sein Gegner behauptet aber 30:40. Der
Oberschiedsrichter bespricht die gespielten Punkte mit den Spielern und stellt fest,
dass nur über den ersten gewonnenen Punkt in diesem Spiel Uneinigkeit besteht. Die
richtige Entscheidung ist demnach, das Spiel bei 30:30 fortzusetzen, da beide darin
übereinstimmen, jeweils zwei Punkte in diesem Spiel gewonnen zu haben.
Wenn ein Spiel zur Diskussion steht, wird genauso verfahren.
Zum Beispiel:
Ein Spieler behauptet, er führe 6:5; sein Gegner widerspricht ihm und behauptet, er
führe 6:5. Nach Diskussion mit den Spielern kommt der Oberschiedsrichter zu dem
Schluss, dass beide Spieler der Meinung sind, das erste Spiel gewonnen zu haben. Die
richtige Entscheidung ist, den Satz beim Stand von 5:5 fortzusetzen, da beide Spieler
übereinstimmen, dass jeder von ihnen 5 Spiele gewonnen hat. Derjenige Spieler, der
im letzten Spiel Rückschläger war, ist im nächsten Spiel Aufschläger.
Nach Lösung der Spielstand-Diskussion ist es für den Oberschiedsrichter (oder Assistenten)
wichtig, die Spieler darauf hinzuweisen, dass der Aufschläger den Spielstand
vor jedem ersten Aufschlag deutlich hörbar für seinen Gegner ansagt.
Andere Streitfragen
Es gibt einige weitere Schwierigkeiten und Probleme, die beim Spiel ohne Schiedsrichter
nicht leicht zu handhaben sind. Wenn es Streit über Netzaufschläge, zweimaliges
Aufspringen des Balles und regelwidrige Schläge gibt, sollte der Oberschiedsrichter
(oder Assistent) versuchen, von den Spielern zu erfahren, was passiert ist und entweder
die getroffene Entscheidung bestätigen oder den Punkt wiederholen lassen, je
nachdem, was er für angemessen hält. Ist der Oberschiedsrichter (oder Assistent)
direkt an oder auf dem Platz, hat die strittige Situation selbst beobachtet und ist sich
absolut sicher, hat er das Recht, die Entscheidung entsprechend seiner zweifelsfreien
Wahrnehmung zu treffen.
Fußfehler können nur durch den Oberschiedsrichter (oder Assistenten) gegeben werden,
nicht durch den Rückschläger. Um Fußfehler zu geben, muss der Offizielle jedoch
während des Spieles auf dem Platz sein. Steht er außerhalb des Platzes, ist er nicht
berechtigt, auf Fußfehler zu entscheiden.
Coaching ebenso wie auch andere Verhaltenskodex-Verletzungen sowie Zeitüberschreitungen
können nur vom Oberschiedsrichter (oder Assistenten) geahndet werden.
Daher ist es äußerst wichtig, dass zusätzliche Offizielle vor Ort sind, die das Verhalten
von Spielern und Betreuern beobachten. Wenn eine Kodex-Verletzung oder Zeitüberschreitung
gegeben wird, sollte der Oberschiedsrichter (oder Assistent) so schnell wie
möglich nach dem Vergehen auf den Platz gehen und die Spieler kurz darüber informieren,
dass eine Kodex-Verletzung oder Zeitüberschreitung gegeben worden ist. Dies
muss geschehen, bevor um den nächsten Punkt weitergespielt wird.
Spieler, die diese Vorgehensweisen nicht fair akzeptieren, können nach dem Verhaltenskodex
wegen unsportlichen Verhaltens bestraft werden. Dies sollte aber nur in
äußerst offensichtlichen Situationen geschehen.